Denali Nationalpark – im Herzen Alaskas
Heute ist früh aufstehen angesagt. Uns erwartet eine Erlebnistour durch den Denali Nationalpark, für die es sich lohnt, pünktlich zu sein. Es ist verdammt kalt an diesem Morgen. Das Thermometer zeigt gerade mal 3° Grad an und die Duschen sind unbeheizt. Bei diesen Temperaturen würde es uns zu Hause nicht im Traum einfallen, zu campen. Wenn das ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage ist, wird Alaska seinem Ruf gerecht.
Danach brechen wir zum Denali Park auf, der sich nördlich vom Campingplatz befindet. Bereits an der Einfahrt folgt der erste Fotostopp. Ein Erinnerungsfoto vom Eingangsschild gehört einfach dazu. Startpunkt der Tundra Wilderness Tour ist das Wilderness Access Center. Parkplätze sind genügend vorhanden. Im Gebäude besteht die Gelegenheit, sich mit Proviant einzudecken. Weder im Park noch im Bus gibt es etwas zu kaufen.
Tundra Wilderness Tour – 8 Stunden quer durch die Wildnis
Mit den Taschen voller Snacks werden wir jedenfalls nicht verhungern. Pünktlich um 10 Uhr kommt ein grüner Bus vorgefahren, der einem Schulbus gleicht. Es ist unser Bus, das Schild zeigt Eielson an. Damit das sensible Ökosystem des Parks nicht gestört wird, darf man nur mit den von der Parkverwaltung zugelassenen Bussen fahren. Im Bus wird uns schnell bewusst, dass wir zu den jüngsten Fahrgästen zählen.
Wir hoffen, einen Blick auf den höchsten Berg Nordamerikas werfen zu können. Es ist der Denali und bedeutet in der Sprache der Ureinwohner „der Große“. Kaum ist die Tour gestartet, ruft jemand "Stopp!" Ein Fahrgast hat einen Elch entdeckt. Dieser hält sich leider in einem Busch versteckt. Wenn die gesamte Busmannschaft nach Tieren Ausschau hält, dann werden wir bestimmt welche vor die Kameralinse bekommen.
Tundra Wilderness Tour
Die wichtigsten Touren zur Auswahl:
- Fahrt bis Toklat River: Dauer ca. 6 Stunden
- Fahrt bis Eielson Center: Dauer ca. 8 Stunden
- Fahrt bis Wonder Lake: Dauer ca. 11 Stunden
Nach 25 Kilometern kommt der Bus an einer Station am Savage River zum Stehen. Ein Ranger steigt zu uns in den Bus und erklärt alles Nennenswerte über den Park und dessen Bewohner. Ab hier ist nicht nur Schluss für Privatfahrzeuge, sondern auch mit asphaltieren Straßen. Von jetzt an rollen wir Schotterwegen immer tiefer in den Park hinein. Der Denali Nationalpark ist mit über 2 Millionen Hektar so groß wie das Bundesland Hessen. Er kommt uns einfach nur riesig vor. Nach einer kleinen Pause vor dem Sable Pass am Teklanika River, geht es schon weiter.
Der Fahrer lenkt nicht nur den Bus, er ist gleichzeitig unser Guide. Unterwegs hält er immer wieder an, damit wir unsere Kameras in Stellung bringen können. Links und rechts der Straße gibt es Karibus zu sehen, die auf der Suche nach Nahrung zwischen Tundra und der tiefer gelegenen Taiga umherstreifen. Der Park ist unterteilt in die Taiga, der Tundra und die Alpinen Region. Mutige Besucher dürfen jederzeit aussteigen und können den Park zu Fuß erkunden. Mittlerweile befinden wir uns inmitten der Tundra Landschaft. Hier wachsen keine Bäume mehr, sondern nur noch Gestrüpp.
Plötzlich ruft ein Fahrgast "Stopp, ein Bär". Mit bloßem Auge kaum zu erkennen stehen eine Grizzlybärin mit ihrem Nachwuchs im tiefen Grass. Die mächtigen Raubtiere werden bis zu 300 Kilogramm schwer. "Ab hier ist Grizzly-Land" betont der Busfahrer und weist darauf hin, dass wir verstärkt nach weiteren Bären Ausschau halten sollen. Er soll recht behalten. Nicht weit entfernt taucht schon der nächste Grizzly auf. Dieses Mal deutlich näher. Auf der anderen Straßenseite klettern Dallschafe auf einem Berg. Sie finden in der Bergwelt der Alaska Range ideale Lebensbedingungen vor.
Toklat River – unvergessliche Ausblicke auf die wilde Landschaft Alaskas
Die nächste Pause ist am Toklat River, ein ausgetrocknetes Flussbett. Der Fluss entspringt an der Nordflanke der Alaska Kette. Sev ärgert sich über eine ältere Frau, die trotz kurzer Pausen jedes Mal einen Stau beim Aussteigen verursacht. Beim Essen bricht sie hingegen alle Geschwindigkeitsrekorde.
Unsere Reise führt weiter in den Park in Richtung Eielson Visitor Center. Auf dem Polychrome Pass windet sich der Bus auf einer Straße, die an steilen Abhängen entlang führt. Es ist eine aufregende Fahrt, bei der man keine Höhenangst haben darf. Unerwartet kommt der Bus zum Stehen. Ein Karibu steht mitten auf der Denali Road und versperrt uns den Weg.
Eine Weile später hält der Bus an der Haltebucht des Stony Creek Overlook. Der Aussichtspunkt bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Stony Bergkette und den bunten Schluchten im Stony Creek Tal. Es ist ein Ort, der viele unvergessliche Ausblicke auf die üppige, wilde Alaska Landschaft bietet. Am Rand der kargen Wildnis gibt es sogar Blümchen zu bewundern.
Eielson Visitor Center – der Berg ruft
Nach 4 Stunden Busfahrt ist Endstation am Eielson Visitor Center. Der höchste Berg Nordamerikas liegt in einer der schönsten Ecken der Alaska Range und zeigt sich nicht. Obwohl im Park die Sonne scheint, versteckt sich der Mount McKinley mit seinen 6200 Metern Höhe vor uns im Nebel. Die Berge in der Alaska Range sind so hoch, dass sie ihr eigenes Wetter machen. Den Gipfel des Berges können wir heute nur erahnen. Der Aufenthalt ist kurz. Nach nicht einmal 15 Minuten befinden wir uns bereits auf dem Rückweg. Wehmütig malen wir uns in unseren Köpfen ein Bild vom Denali Berg und dem zauberhaften Polychrome Pass.
Denali Viewpoint South – Aussichtspunkt mit Blick auf den Denali
Nach zwei Autostunden erreichen wir den Denali Viewpoint South, einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Mount Denali inmitten des State Park. Es gibt eine tolle Aussichtsplattform und einen groß angelegten Parkplatz, der von vielen Wohnmobilen anscheinend als Übernachtungsplatz genutzt wird.
Auch hier bleibt uns an dem einzigen sonnigen Tag der Woche die Sicht auf den höchsten Berg verwehrt. Den Mount McKinley unter freiem Himmel zu erleben scheint wirklich Glücksache zu sein. Irgendwann werden wir wieder hier herkommen und mehr Glück haben, daran glauben wir ganz fest. Nur eine halbe Stunde entfernt befindet sich unser Übernachtungsziel, der Trapper Creek Inn & RV Park.
Die sanitären Anlagen haben leider schon ab 21 Uhr geschlossen. Die Duschen und Toiletten sind sogar zusammen in den Kabinen untergebracht. Obwohl wir uns langsam an die niedrigen Temperaturen gewöhnt haben, kommen uns die wohltemperierten Räume sehr entgegen. Dafür gibt es alle nötigen Anschlüsse direkt am Fahrzeug. Wir lassen den Rest des Abends ausklingen und fallen müde ins Bett.