Waterton National Park - Red Rock Canyon
Heute ist frühes Aufstehen angesagt, zu mindestens für den Herrn. Geplant ist eine Fahrt zum Red Rock Canyon. Zum Canyon gelangt man über den Red Rock Parkway, der sich am Eingang von Waterton befindet. Hier soll man angeblich in den Morgenstunden viele Tiere beobachten können. Langsam und aufmerksam geht die 13 Kilometer lange Straße Richtung Canyon. Anscheinend haben noch mehr Frühaufsteher die gleiche Idee gehabt. Das Ergebnis fällt aber ernüchternd aus. Außer einer Gruppe von Hirschen gibt es nicht viel zu sehen. Séverine ist ja im Bett geblieben und hat hier zumindest nichts verpasst. Ein kleiner Trost ist wenig später der überwältigende Anblick bei Sonnenaufgang auf das Prince of Wales Hotel vom Middle Waterton Lake.
Bear's Hump
Munter und gut gelaunt frühstücken wir unter Wanderern im Pearls Cafe. In diesem urigen und netten Lokal bekommt jeder was er braucht. Es werden sogar Lunchpakete für Unterwegs angeboten. Gestärkt machen wir uns auf den Weg zu einer der beliebtesten Wanderungen in Waterton. Unser Ziel ist der Bear's Hump, ein 240 Meter hoher Aussichtspunkt auf dem Mount Crandell. Kurz vor dem Startpunkt des Wanderwegs erleben wir heute die erste Überraschung. Ein ausgewachsener Schwarzbär springt ca. 50 Meter vor uns aus der Böschung auf die Straße. Wie versteinert bleiben wir stehen. Auge in Auge stehen wir dem Bär gegenüber. Zum Glück hat dieser schon gefrühstückt und zieht weiter den Berg hinauf. Leider haben wir vor lauter Aufregung keine Kamera zur Hand und ein Foto ist leider nur noch aus sicherer Entfernung möglich. Auf dem Wanderweg kommt schon die Ernüchterung. Es folgt ein sehr steiler und anstrengender Pfad, den man nicht unterschätzen sollte. Dieser schlängelt sich mit rund 1000 Metern Länge in Richtung Gipfel bis zum markanten Felsplateau. Erschöpft am Bear's Hump angekommen haben wir eine fantastische Aussicht auf den See und dessen Bergkulisse. Auch das Dorf und das Prince of Wales Hotel kann man von hier oben gut überblicken. Wegen des starken Windes und der Höhe empfehlen wir die passende Kleidung mitzunehmen. Außerdem wird vor Atmungsproblemen und Begegnungen mit dem Bär gewarnt. Einer davon wurde uns gerade vorgestellt. Der Rückweg ist dafür umso leichter und ratzfatz sind wir wieder unten angekommen. ;-)
Cameron Lake
Nach einer Pause und einem Snack im Wieners geht es mit dem Auto weiter zum Cameron Lake. Der Weg führt über die Township Road zum See. Mittlerweile ist der Besucheransturm im gesamten Park zu spüren. Die Wanderwege sind überlaufen und die Parkplätze komplett belegt. Wir haben Glück und sichern uns den letzten Platz. Nach einer Runde um den See geht die Fahrt zurück zum Dorf. Den See fanden wir nicht so überwältigend, vielleicht liegt das auch an den Highlights der letzten Tage.
Bootsfahrt Waterton Lake
Nach einer Pause im Hotelzimmer folgt das nächste Abenteuer. Wir entscheiden uns für eine zweistündige Schiffsfahrt über den Waterton Lake. Die geplante Schiffsroute führt in die USA zum anderen Ende des Sees und ist mit 40 CAD pro Person nicht unbedingt ein Angebot. Auch hier bekommt man den Besucheransturm zu spüren. Grund dafür ist der Labour Day. Es ist ein Feiertag, genauer gesagt „Tag der Arbeit“. Dieser Tag fällt wie jedes Jahr auf den ersten Montag im September und wird von vielen Einheimischen für einen Kurzurlaub durch ein langes Wochenende genutzt. Zum Glück haben wir die Karten rechtzeitig gekauft und können uns einen guten Platz auf dem Oberdeck sichern. Auch hier empfehlen wir eine passende Kleidung, es herrscht nämlich ein kräftiger Wind während der Bootsfahrt.
Schon kurz nach dem Ablegen erreicht uns die nächste Überraschung. Ein Schwarzbär wird auf der anderen Seite des Sees am Ufer gesichtet. Aus unmittelbarer Nähe können wir vom Boot tolle Fotoaufnahmen machen. Nach einer halben Stunde Fahrt über den See wird das Schiff deutlich langsamer. Der Kapitän teilt uns mit, dass der Treibstoff aufgebracht wäre und verrät uns danach den wahren Grund. Das Schiff befinde sich im internationalen Fahrwasser und dürfe nicht schneller über die Grenze fahren. Die Grenze zu den USA wird schon von weiten durch eine 30 Meter breite Baumschneise im Wald erkennbar. Dieser Anblick löst bei vielen Besuchern ein Schmunzeln aus. Die Besonderheit der beiden Nationalparks ist der Zusammenschluss zum Waterton-Glacier International Peace Park, der die Freundschaft und den Frieden zwischen den beiden Ländern symbolisieren soll. Die beiden Parks wurden von der UNESCO zum Welterbe erklärt.
Eine Viertelstunde später legt das Schiff an einem Bootsanleger mit dem Namen „Goat Haunt“ an. Dort werden die Besucher für eine halbe Stunde von Board gelassen. Ein Pass ist dafür nicht notwendig. Wer sich allerdings über die US-Grenze hinaus bewegen möchte, muss sich der üblichen Einreiseprozedur unterziehen. Wir machen uns einen Spaß und lassen uns von den freundlichen Zollbeamten einen Stempel in unseren Reisepass verewigen. Anschließend geht es mit dem Schiff zurück zum Dorf nach Waterton.